Wir sind aus demselben Stoff,
aus dem ein Traum besteht,
und unser kurzes Leben ist eingebettet
in einen langen Schlaf.

William Shakespeare

 



Unsere Bank

Noch immer sitzt du hier
als würde sich dein Schatten
ausruhen
und durch mein Kommen
zum Leben erweckt werden

Alle Worte, Gedanken, Gefühle

warten auf mich
um durch deinen Zauber
lebendig zu werden


Täglich setze ich mich zu dir
schließe die Augen
sinke in deinen Schatten
und atme dich ein

Der Tod hat etwas endgültiges
aber hier an diesem Ort
bist du warm und wahr
für einen kurzen Augenblick

Otto Lenk





Gedanken im Jahr Eins

Nichts bedeutet mehr Schmerz, als sich in Zeiten des Unglücks
an Zeiten des Glücks zu erinnern.

(Dante Alighieri)

 

Für mich begann am 1. Juli 2000 der lange, unendlich schwere Weg der Trauer. Auch das Bewußtsein, daß Tausende von Müttern diesen Weg vor mir beschritten haben und ihn zur gleichen Zeit  beschreiten, konnte mir nicht Trost sein. Ich hatte mein Kind verloren und mein Herz war in Stücke zerborsten und jeder Versuch, die einzelnen Teile wieder zusammenzusetzen, scheiterte. Ich begann zu lernen, mit einem zerschmetterten  Herzen zu leben.
Leben? Ich wollte nicht leben, ich wollte dort sein, wo ich Florian vermutete. Wo war er? Ich schrie nach ihm, ich rief seinen Namen,  bat ihn um Zeichen, Zeichen seiner geistigen Anwesenheit und .....die Zeichen kamen und vielleicht waren und bleiben sie mein einzig wirklicher Trost. Federn schickt mir Florian, wenn mich die Verzweiflung und der Schmerz zu überwältigen scheinen, wenn ich kurz davor bin, verrückt zu werden vor Schmerz, dann fand und finde ich eine Feder.

Florian schickt uns viele dieser kleinen Zeichen, wir haben gelernt, sie zu verstehen!

Segelboot auf Florians Tischa


Memento

vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr,
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt, den eigenen Tod den stirbt man nur,
doch mit dem Tod des anderen muß man leben.

(Mascha Kaléko)


Was mir hilft:

In erster Linie hilft mir meine tiefe, unerschütterliche Liebe zu Florian, die sich nach seinem Tod in eine Brücke zwischen unseren Welten und in eine neue Kraft verwandelte. Sein Vermächtnis an mich ist, daß ich weiterlebe, daran habe ich niemals gezweifelt. Florian hat das Leben so geliebt, er hatte keine Wahl – ich habe sie und war mit dessen stets bewußt. Vielleicht war der schwerste Schritt der, mich für das neue Leben zu entscheiden.

Meine Liebe und mein tiefes Vertrauen zu Hans-Jürgen, meinem Mann. Er, der Überbringer der fürchterlichen Botschaft sein mußte,  war vom ersten Moment an einfach für mich da. Ich kann es nur so beschreiben: er war und ist einfach da und er macht mir das größte Geschenk, indem er mich liebt, in der Trauer fest mit mir verbunden bleibt, sie mit mir teilt und  an mich und an meinen Überlebenswillen glaubt. Vielleicht hat er mir damit das Leben gerettet. Hans-Jürgen ist nicht Florian's Vater, er war ihm aber in den letzten Jahren ein liebevoller väterlicher Begleiter geworden, auf dessen Wort Florian sehr viel gab und auf den immer Verlass war. Wenn Hans-Jürgen mich fragt, was er für mich tun kann, dann sage ich: "Glaube an mich!" Dies ist die größtmögliche Hilfe.

Und die Seelen, die gemeinsame Leiden geeint haben, vermag nichts mehr zu trennen - weder die Seligkeit der Freude noch ihr Rausch. Die Bande, welche die Traurigkeit zwischen zwei Seelen knüpft, sind stärker als die Bande der Glückseligkeit. Und die Liebe, die mit Tränen besiegelt wird, bleibt ewig rein und schön.
(Khalil Gibran)


Ich spürte in der ersten Phase der Trauer wie sich meine Wahrnehmungsfähigkeit verschärfte und mein Empfindungsvermögen verstärkte. Ich schwamm. Vor unserem Garten läuft ein Fluss und ich schwamm dort beinahe so, als ginge es um mein Leben. Ich stand sehr früh auf und ging barfuß durch den Garten, ich berührte die Obstbäume, die alte Weide, sprach zu ihnen und bat sie um Kraft. In allen Dingen, die ich tat, suchte ich nach Florian. So sehr mein Geist sich öffnete, meine Gedanken klar und alle Sinne hell wach waren, blieb mein restlicher Körper im Zustand des Schocks. Fast ein halbes Jahr lang hatte ich kein Schmerzempfinden. Manchmal überkam mich der Wunsch, mir Schmerz zuzufügen, um meine Seelenqualen nicht mehr zu spüren. Nie überkam mich der Wunsch, anderen Leid zu wünschen. Im Gegenteil, mein Mitgefühl am Schicksal anderer wuchs. Die Endlichkeit meiner Kräfte täglich spürend, verabschiedete ich mich für lange Zeit vom "normalen Leben" - ein Jahr lang las ich keine Zeitung, hörte ich kein Radio und sah nicht mehr TV. Meine Energie widmete ich dem Lesen und dem Schreiben.

Ich setzte mich an den PC und schrieb all unsere Briefe ab, die wir in den fast fünf Jahren, die Florian in Irland gelebt lebte, geschrieben haben. Es füllten sich die Seiten und oft mußte ich innehalten, weil ich so nah an den Erinnerungen war, daß ich es nicht mehr ertragen konnte. Es war, als hätte ich Florian noch einmal an der Hand genommen und ging mit ihm unsere letzten, schönen und harmonischen Jahre noch einmal durch. Kurz vor Weihnachten hatte ich diese Arbeit beendet. Ich habe in dieser Zeit unendlich viel geweint und Florian so schmerzlich vermißt. Zugleich war mit bewußt, welch unendlichen Schatz er mir mit seinen Briefen, seinen Worten und Gedanken hinterlassen hat. Diese Briefe sind das Schönste und Wertvollste, das ich besitze.

Immer brannte eine Kerze in seinem Zimmer, immer brachte ich ihm frische Blumen. Dies ist bis heute so geblieben. Jeden Samstag, zur Stunde seines Todes, saßen Hans-Jürgen und ich dort in dem Raum, der sich langsam mit seinen Sachen füllte, die aus Irland zurückgekommen waren. Ein Jahr lang behielten wir dieses Ritual bei - ein langes Jahr begleiteten wir seinen Tod - Samstag für Samstag.

...Denn was heißt Sterben anderes, als nackt im Wind zu stehen und in der Sonne zu schmelzen? Und was heißt nicht mehr zu atmen anderes, als den Atem von seinen rastlosen Gezeiten zu befreien, damit er emporsteigt und sich entfaltet und ungehindert Gott suchen kann?

Nur wenn ihr vom Fluß der Stille trinkt, werdet ihr wirklich singen. Und wenn ihr den Gipfel des Berges erreicht habt, dann werdet ihr anfangen zu steigen. Und wenn die Erde eure Glieder fordert, dann werdet ihr wahrhaft tanzen.
(Khalil Gibran)


Die Stille!
Die Stille und die Einsamkeit waren und sind ein so wichtiger Faktor meiner Trauer und meiner Heilung! Noch oft sitze ich Stunden und schaue aus dem Fenster auf das Wasser oder beobachte die Wolken. "Wo bist Du Florian? Wo bist Du?" Nie fühle ich mich hier im Hause in der Geborgenheit und der Nähe von Florian alleine. Alleine fühle ich mich erst, als ich unter Menschen trete! Ich hatte bald  begonnen, mit Florian zu sprechen, ihm von meinen Gedanken zu erzählen und noch heute frage ich ihn um Rat und Hilfe, wenn ich Entscheidungen zu treffen habe. Ich las für ihn und lese und spreche Gedichte für ihn.


Die Musik
war stets ein wichtiges Bindeglied zwischen Florian und mir. Solange wir zusammen lebten, hörten wir zusammen Musik und dann als Florian nach Irland ging wurde sie ein großer Tröster: Cranberries, Enya, Loreena Mc Kennit. Mit ihren Liedern begleitete ich meinen Sohn dort in dem Land in das wir uns längst auch verliebt hatten. Zu ihren Liedern weinte ich bittere Abschiedstränen und zu ihren Liedern reisten wir mit Florian entlang der Westküste Irlands - sprachlos und tief berührt über die Wildheit und Schönheit der Natur. Immer neue CDs brachte ich zurück, nahm sie für Florian auf und so saßen wir beide oft, er an seinem Fenster - in den irischen Himmel blickend, Lebenspläne schmiedend - ich hier in der großen Stadt und fühlten uns über diese Musik eng verbunden. "Song for Ireland" wurde unsere "Hymne" und wir spielten dieses Lied für Florian auf unserem letzten Gang mit ihm am 7. Juli 2000.

Mein Herz ist voller Dankbarkeit, diese Musik heute zu haben. Sie begleitet mich täglich in meinem neuen Leben, sie wird immer eine Verbindung zu Florian bleiben und mit unseren Reisen nach Irland werden wir an unserem Versprechen festhalten, dieses Land weiter zu entdecken und zu erkunden. Florian wird bei uns sein, denn er sieht die Welt nun durch unsere Augen!

Living on your western shore                       
Saw summer sunsets, asked for more
I stood by your Atlantic Sea
And sang the song for Ireland

Ich lebte an deinem westlichen Strand
Sah Sonnenuntergänge von den ich nicht genug bekommen konnte.


Ich stand an deinem Atlantischen Ozean
und sang ein Lied für Irland

Florians Grab zu Ostern

Florian's Grab ist ein wichtiger Ort für uns geworden, der Ort der größtmöglichen physischen Nähe. Mit viel Liebe und Hingabe pflegen Hans-Jürgen und ich seinen "kleinen Garten", bepflanzen ihn immer wieder neu und entdeckten, daß dieses Grab ein Ort der Begegnung geworden ist. Oft finden wir kleine Zeichen, die seine BesucherInnen hinterlassen: Steine aus aller Welt haben sich angesammelt, Blumen, Engel, Karten, die davon sprechen, wie sehr er vermißt wird, ein Foto seiner Freunde, es zeigt ihn lachend mitten unter ihnen: "Gabi, Florian ist immer bei uns. Oft sprechen wir von ihm, nie werden wir ihn vergessen können..."trösten sie mich. Täglich besuche ich ihn dort - immer brennt ein Licht für ihn!

Neun Monate nach seinem Tod, am 1. April 2001, stellten wir mit einer kleinen Gedenkfeier, die Skulptur auf, die Ed Knops, ein guter Freund von uns und ein begnadeter Künstler für Florian geschaffen hatte.....In Anlehnung an seine Metapher des Lebensbootes, trägt ein Messingsegel seinen Namen und die Takelage dieses Bootes, die zum Universum zu steigen scheint, steht für die Leichtigkeit seines Lebens. Ein Denkmal für meinen Sohn, ein Denkmal für ein glückliches, kurz gelebtes Leben.

Mit Fortschreiten der Zeit erkannte ich, daß meine Trauer in erster Linie ein einsamer Weg sein würde und dass dieser Weg immer wieder durch mein tiefstes Inneres führt und ich die Wahl habe, dort in der qualvollen Tiefe zu verharren,  selbst schrittweise zu sterben, oder an die Oberfläche zu steigen und mich dem Schicksal zu stellen. Dies ist der beschwerlichere Weg, zu Sterben wäre leichter. Zu Leben heißt, sich dem Schmerz über diesen unersetzbaren Verlust zu stellen, sich zu verändern, zu spüren, daß man, wenn man aus diesem Prozeß der Trauer hervorgeht, niemals mehr der Mensch wird sein können, der man früher war! Man hat dort unten sein altes Ich zurückgelassen, man ist gereift und hat sich gehäutet.

Zu akzeptieren, daß Florian vorausgegangen war, daß jedoch die Natur und alles andere weiterbestand, daß das Leben nicht einfach innehielt und schwieg, das sind fürchterliche Erkenntnisse, die mich das Leben lehrt und ....es geht weiter, dieses Leben. Ich zähle nach wie vor die Tage, die ich ohne Florian lebe, staunend, daß die Zeit, die mir wie Lichtjahre erscheinen  nur eine Abfolge sind von Tagen und Wochen. Für mich begann eine neue Zeitrechnung. Alles mißt sich an dem Tag, an dem Florian ging.

Ich begann, wie früher, an ihn zu schreiben. Diese Verbindung tut mir gut. Er ist physisch gegangen, aber sein Geist blieb und bleibt. Er wird mein Leben bis zu dem Tage begleiten, an dem wir uns wiedersehen. Dies ist mein fester Glaube! 

„Du bist tot! Ich muß noch ein bißchen bleiben, dann komme ich auch….."

Florians Grab

Freunde:

Neben der Einsamkeit und der Stille, die vielleicht meine größten Heiler sind, waren und sind da Menschen, die mich liebevoll und fürsorglich begleiteten.  Florian’s Freundin Eimear in Irland ist noch immer mit uns verbunden und Florian’s Freunde sind Teil meiner Zukunft geworden! Teile der  Familie und ein Teil der Freunde rückten näher aneinander und manchmal war mir, als würde Florian ein unsichtbares Band um uns alle, die wir um ihn trauern, gewoben haben.

Mit einigen Freunden bin ich über das Internet verbunden, ein guter schneller Weg, den ich sehr zu schätzen gelernt habe. Manche Freunde gingen verloren. Sie konnten nicht mit uns trauern, nicht mitleiden, fanden keine Worte. 

Do not stand...

Florian ist "Menschenfischer" geworden. Seit ich die Homepage habe, erreichen mich wunderbare Briefe und über diese Seite im Internet habe ich mittlerweile Kontakt zu anderen Menschen, die ich fest an meiner Seite weiß, mit denen ich das Schicksal teile, verwaiste Mutter zu sein.


Sprechen zu dürfen
von dir
mit denen, die dich kannten
dich liebten
Sprechen zu können
von dir
wie du warst
dich in Worten
wiedererleben
nur ein paar
Stunden lang
Und dann
einschlafen
vor dem nächsten
Alleinsein
das doch
unausweichbar
wartet

(Gitta Deutsch)


Arbeit und Umwelt:

„Jede Jahreszeit, jeder Weg, jeder Handgriff müssen neu erfahren werden“...

Der Sommer verging, der Herbst zog ein und mit ihm das schmerzliche Gefühl, die erste neue Jahreszeit, ohne Florian zu beginnen. Wir mußten schmerzlich lernen, seine Geburtstage ohne ihn begehen. Wir haben ein schönes Ritutal entwickelt, in dem wir seine und unsere Freunde einladen, für Florian lesen, musizieren, gemeinsam seiner gedenken, gemeinsam weinen und gemeinsam lachen. Zum Abschluß dieser Gedenkstunden setzen wir kleine Boote mit Kerzen auf das Wasser vor unserem Garten und schicken ihm unsere Gedanken und Wünsche.

Wir mußten und müssen lernen, Weihnachten und die anderen Festtage  neu zu erleben und uns jeweils auf  die nächste Jahreszeit vorzubereiten. Der Kreis hat sich inzwischen geschlossen: alle Jahreszeiten, die es zu erleben galt, sind einmal an uns vorübergezogen - unendliche Herausforderungen! Wollte ich noch im ersten Frühling die keimenden Blumen im Garten ausreissen und mich vor der Sonne schützen, deren Strahlen schmerzten, so konnte ich mich im zweiten Frühling an den Sonnenstrahlen wärmen und die kleinen zarten Blumen waren Trost für meine Augen.

Nach einem halben Jahr näherte ich mich der Arbeit mit der schmerzlichen Erkenntnis, daß jeder Schritt, jeder Handgriff neu getan werden mußten. Neu deshalb, weil er zum letzten Mal in einem anderen Leben, mit einem anderen Gefühl ausgeführt worden war. Es war schwer, an einen Ort zurückzukehren, den man in eben diesem anderen Leben verlassen hatte. Für meine KollegInnen war ich sicherlich oft schwer zu ertragen und eine Herausforderung, die sie jedoch annahmen.

Bis heute habe ich es nicht geschafft, in ein Kino, ein Theater oder ein Konzert zu gehen. Die Ausnahme war ein Konzert mit irischer Musik im letzten Herbst, in dem die Gruppe NORLAND WIND Florian ein Stück widmete. Ich hatte all meine und Florian's Freunde zu diesem event eingeladen. Ihre Begleitung gab mir die Kraft für diesen Ausflug in eine Normalität, die es für mich noch immer nicht gibt. Langsam, sehr langsam nur kann ich mich aus meinem Kokon der Traurigkeit befreien und ich brauche ihn immer wieder als Rückzug.

Zukunft:

"Das beste an der Zukunft ist, daß sie nur einen Tag nach dem anderen kommt."

(Abraham Lincoln)


Mit Florian's Tod ist ein großer Teil - der wichtigste Teil - meiner Zukunft verloren gegangen. Diese Erkenntnis war eine der schmerzlichsten überhaupt: nie werde ich Großmutter von Florian's Kindern sein, ihre "granny", wovon ich so sehr geträumt hatte. Unsere irischen Enkelkinder, wir hatten sie oft vor Augen: dunkelhaarig und blauäugig, wie Eimear, blond, wie Florian, wunderschön und ein wenig wild..... Die Realisierung dieses Verlustes an Zukunft war und ist nach wie vor eine der schmerzlichsten Aufgaben der Trauer. So sehr ich meine Mutterrolle geliebt habe, wieviel attraktiver noch erschien mir immer die Rolle der granny. Ich konnte es kaum erwarten..."Bin ich denn überhaupt noch Mutter?" habe ich Hans-Jürgen eines Tages gefragt. Ich spürte so schmerzlich, so unendlich grausam den aktiven Verlust dieser geliebten Rolle:  Ja, ich bleibe Florian's Mutter,  und ich bin unendlich stolz, seine Mutter zu sein.

Florian 1998

Florian bei einem seiner Besuche in Berlin

Der Schmerz ist etwas ruhiger geworden, ich kann mich dem Leben besser und länger  zuwenden, wenn es auch große und heftige Rückschläge gibt. Ich spüre aber auch eine Kraft in mir, von der ich niemals geglaubt habe, sie zu besitzen. Ich kann wieder mehr Geben und nicht nur  Nehmen. Ich spüre eine beginnende Heilung in mir, und ich versuche, zu akzeptieren, daß es für den Tod von Florian keinen Trost geben wird. Ich werde dieses Schicksal ungetröstet tragen müssen. Ich lese viel und nehme die Worte in mich auf. Ich finde Trost in  der Natur und ich bin mir sicherer den je, daß Florian ein fester Bestandteil meines Lebens ist und für immer sein wird. Goethe sagt dazu: "Den Beweis für Unsterblichkeit muß ein jeder in sich selber tragen, außer dem kann er nicht gegeben werden."

Ich habe das Vertrauen oder die Gewißheit, daß Florian weiterhin in einer anderen, uns nicht direkt zugänglichen Form existiert, daß er weiterhin lebt und an Erfahrungen teilnimmt, daß er von uns und um uns weiß und es vielleicht sogar möglich ist, mit ihm in Kontakt zu kommen. Wir haben erlebt, daß Florian's Tod uns in eine vertiefte oder sogar gänzliche neue Form von Spiritualität geführt hat. Wir haben das Gefühl, daß diese neugewonnene Dimension ein Geschenk Florian's an uns ist.


.....und Liebe ist unsterblich, und der Tod nur ein Horizont,
und ein Horizont ist nur die Grenze unseres Blickes.


Gabriele Gérard

30. Dezember 2001 am 547sten Tag nach Florian's Gehen.
Aktualisiert am 29. Juli 2002 am 758sten Tag nach Florian's Gehen