Wolkenhimmel

Eine schöne alte Geschichte aus der irischen Provinz Monster berichtet...

Ein Mensch war gestorben und seine Seele schickte sich an, das Haus zu verlassen und ihre Rückreise in die ewige Welt anzutreten. An der Tür angekommen hielt sie kurz inne, um dem nunmehr leeren Körper einen letzten Blick zuzuwerfen, kehrte dann doch noch einmal zu ihm zurück. Sie küsste ihn und sprach zu ihm. Die Seele dankte dem Körper dafür, dass er sie auf ihrer Lebensreise so freundlich beherbergt hatte und überhaupt so gut zu ihr gewesen war.

"Doch im Tal der Todesschatten werde ich der Liebe ein Denkmal setzen und sie anbeten"


Auf die Frage, wohin die Seele gehe, wenn der Mensch stirbt, antwortete der mittelalterliche Mystiker Meister Eckhart: „An keinen Ort. Wohin sonst könnte die Seele auch gehen, wo sonst wäre die ewige Welt.. sie kann nirgendwo anders sein als hier... Die Seele des Verstorbenen geht nirgendwo hin, die Toten sind hier bei uns, in der Luft, durch die  wir uns ununterbrochen bewegen...“

 

John O’Donohue,  Anam Cara

„Das Jahr ist ein Kreis. Der Winter geht in den Frühling über; aus dem Frühling geht der Sommer hervor, und im Herbst gelangt das Jahr zu seiner eigenen Vollendung. Der Kreislauf der Zeit wird niemals unterbrochen. Derselbe Rhythmus manifestiert sich im Tag: Auch er ist ein Kreis. Zuerst entsteigt der Finsternis der Nacht der neue Morgen, dann erstarkt er zumMittag, senkt sich gen Abend und taucht zuletzt abermals in die Nacht ein. Da wir in der Zeit existieren, ist auch unser Leben ein Kreis. Wir gehen aus dem Unbekannten hervor. Wir erscheinen auf der Erde, leben auf ihr, beziehen unsere Nahrung von ihr und kehren zu guter Letzt zu ihr, ins Unbekannte zurück. Auch die Ozeane folgen diesem Rhythmus: Die Flut steigt und steigt, erreicht ihren Höhepunkt und wendet sich dann wieder zur Ebbe. Der ewige Wechsel der Gezeiten ähnelt dem Rhythmus unseres Atems: Auch er steigt in uns, bis wir vollkommen ausgefüllt sind, und fließt dann wieder ab ins große Luftmeer.
Das Bild des Kreises verleiht dem Alterungsprozess eine neue, schöne Perspektive. Mit dem Älterwerden wirkt die Zeit auf unseren Körper, auf unsere Erfahrung und vor allen Dingen auf unsere Seele. Altern ist einerseits ein schmerzlicher Prozess. Wenn unser Körper altert, verlieren wir nach und nach die natürliche Spannkraft und Vitalität der Jugend. Wie eine unerbittliche Tide beginnt die Zeit, unmerklich erst, an der Membran unserer Kraft zu nagen. Sie wird ihr Erosionswerk immer weiter fortsetzen, bis unser Leben schließlich vollkommen abgetragen ist.“



John O’Donohue, Echo der Seele

„….Die Zeit der Trauer ist unwirtlich, schmerzhaft und einsam. Anfangs kommt uns alles vollkommen irreal vor. Von unserer Zugehörigkeit abgeschnitten, fühlen wir uns wie betäubt. Wenn wir jemanden lieben, sind wir keine Einzelperson mehr. Wir sind dann mehr als wir selbst. Es ist, als reichten unsere Nervenenden über unseren Körper hinaus zum geliebten Menschen und als erreichen uns ebenso viele von ihm ausgehende Verbindungsbahnen. Wir haben lebendige Brücken zwischen uns geschlagen und die normale Distanz verändert, die Individuen gewöhnlich von einander trennt.
Wenn wir jemanden verlieren, verlieren wir einen Teil, einen geliebten Teil unserer selbst.
Denn wenn wir lieben, ist es stets der Teil in uns, den wir am meisten lieben, der den anderen liebt“…



John O'Donohue

"Wenn wir leiden, fällt es uns schwer, sanft mit uns umzugehen. Doch Sanftheit hilft uns, dem Schmerz der uns heimsucht, keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen. Wenn wir aufhören, dem Leiden zu wiederstehen, setzt etwas Neues ein. Wir gestatten dem Schmerz allmählich, seiner eigenen Logik zu folgen. Die Annahme hierbei ist, dass  das Leiden uns nicht grundlos heimsucht. In jedem Leiden steckt irgendwo ein verborgenes abgeschirmtes Licht. Das Schicksal sieht uns und unseren Weg in einem größeren Zusammenhang, den wir selbst nie ganz überblicken können; es allein weiß, warum uns das Leiden besucht. Das Leiden folgt seinem eigenen Plan. Es will uns etwas lehren. Wenn wir aufhören, uns gegen sein dunkles Wirken zu sperren, öffnen wir uns den Lehren, die es uns vermitteln will. Oft erhalten wir durch die schwarze einsame Gezeitenfolge des Schmerzes die tiefsten und wertvollsten Offenbarungen..."

Khalil Gibran

"Und nur der ist groß, der die Stimme des Windes in ein Lied verwandelt, das  durch seine Liebe noch süßer wird."


Über die Kinder:


"Die Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, Denn sie haben ihre eigenen Gedanken. Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen. Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen. Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern."

Über die Seele:

"Der Mensch besitzt eine Seele, die unvergänglich ist. Sie wird in Ewigkeit nicht sterben. Der Tod ist nur ein trennender Schleier zwischen zwei Welten. Wer aber eine Seele mit ewiger Liebe liebt, der zerreißt diesen Schleier und vereinigt sich mit ihr."

Seele

Über den Schmerz:

"Euer Schmerz ist das Zerbrechen einer Schale, die Euer Verstehen umschließt. Wie der Kern der Frucht zerbrechen muß, damit sein Herz die Sonne erblicken kann, so müßt auch ihr den Schmerz erleben."


Vom Tod:

"Ihr möchtet das Geheimnis des Todes kennenlernen? Aber wie werdet ihr es finden, wenn ihr es nicht im Herzen des Lebens sucht? Wenn ihr wirklich den Geist des Todes schauen wollt, öffnet eure Herzen weit dem Körper des Lebens. Denn Leben und Tod sind eins, so wie der Fluß und das Meer eins sind. In der Tiefe Eurer Hoffnungen und Wünsche liegt euer stilles Wissen um das Jenseits; und wie Samen, der unter dem Schnee träumt, träumt euer Herz vom Frühling. Traut den Träumen, den in ihnen ist das Tor zur Ewigkeit verborgen. Nur wenn ihr vom Fluß der Stille trinkt, werdet ihr wirklich singen. Und wenn ihr den Gipfel des Berges erreicht habt, dann werdet ihr anfangen zu steigen. Und wenn die Erde Eure Glieder fordert, dann werdet ihr wahrhaft tanzen."


Von der Liebe:

"Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, Gib dich ihr hin. Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert Dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten verwüstet. Denn so wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich."

Herz im Sand

 

aus: "Gebrochene Flügel"

"Es war, als hätte die Gottheit jeden von uns beiden als die Hälfte des anderen geschaffen, so daß erst in unserer Vereinigung ein vollständiger Mensch entstand und unsere Seelen bei einer Trennung unsägliche Qualen litten wegen des unersetzbaren Mangels. Tatsächlich finden unsere Seelen nur Ruhe, wenn sie vereint sind mit der Seele, die der unseren in ihrem Empfindungen gleicht, so wie sich ein Fremder mit einem anderen verbrüdert auf einer Erde, die weit entfernt ist von ihrer gemeinsamen Heimat. Und die Seelen, die gemeinsame Leiden geeint haben, vermag nichts mehr zu trennen - weder die Seligkeit der Freude noch ihr Rausch. Die Bande, welche die Traurigkeit zwischen zwei Seelen knüpft, sind stärker als die Bande der Glückseligkeit. Und die Liebe, die mit Tränen besiegelt wird, bleibt ewig rein und schön..."

Wind

"Das Leben des Menschen beginnt nicht im Mutterleib, ebenso wie es nicht im Grab endet. Dieses weite Firmament, das jetzt erfüllt ist vom Licht des Mondes und der Sterne, ist bevölkert von Geistern, die sich in Liebe umfangen, und von Seelen, die gegenseitigen Einverständnis verschmelzen..."

"Ich werde aus meinem Geist eine Zuflucht für den deinen machen, aus meinem Herzen ein Haus für das deine und aus meiner Brust ein Grab für deine Trauer. Ich werde dich lieben, wie die Felder den Frühling lieben. Ich werde in dir leben, wie die Blumen in den Strahlen der Sonne leben. Ich werde deinen Namen singen, wie die Täler das Echo der Dorfglocken verbreiten. Ich werde den Geschichten deiner Seele lauschen, wie die Küste dem Lied der Wellen lauscht...."

"Morgen wird unsere Wirklichkeit nur noch ein Bild der Erinnerung sein und das Wachen ein Traum. Kann ein Liebender sich damit begnügen, ein Bild zu umarmen? Kann ein Durstiger seinen Durst am Wasser einer Quelle stillen, die nur noch in seiner Vorstellung existiert?

Die Liebe wird meine einzige Vertraute sein: Ich werde ihr lauschen, wie einer Hymne, ich werde sie schlürfen wie Wein und ich werde mich mit ihr bekleiden wie mit einem Gewand. Beim Morgenrot wird die Liebe mich aus meinem Schlaf wecken und mich hinaus in die Natur locken. Am Mittag wird sie mir einen schattigen Platz unter den Bäumen auswählen...am Abend wird sie mit mir dem Sonnenuntergang bewohnen. Wir werden dem Gesang lauschen, mit dem die Natur das Sonnenlicht verabschiedet, und sie wird mir die Geister der Stille zeigen, die im Raum schweben. In der Nacht wird sie mich in ihren Armen in den Schlaf wiegen, und ich werde von himmlischen Welten träumen, wo die Seelen der Liebenden und der Dichter wohnen.... Die Liebe wird mich bis ans Ende meines Lebens begleiten, bis zu meinem Tod, bis Gott mich mit dir vereint...."

SOnne

Ein Märchen:

Die traurige Traurigkeit

Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?" Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, daß sie kaum zu hören war. "Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit mißtrauisch. "Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet." "Ja, aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?" "Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, daß du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?" "Ich... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt." Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, daß mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter den Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muß sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen." "Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet." Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zuläßt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, daß ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt." Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber... aber- wer bist eigentlich du?" "Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."


Philosophisches von Seneca

Vom glückseligen Leben und andere Schriften

Hände

Auszüge aus Trostschrift an Marcia

„In der Ewigkeit können sie sich (dein Vater und dein Sohn) frei auf unendlichen Gebieten  bewegen; kein Meer hindert sie, keiner Bergeshöhe, kein tiefeingeschnittenes Tal, nicht die Sandbänke unserer Furten. Überall sind ebene Pfade, leicht gehen sie in einander über und führen von einem Stern zum anderen....“

***

„Das größte Glück ist, gar nicht geboren zu werden; das zweitgrößte, davon  bin ich überzeugt, ist, bald sterben zu dürfen und wieder in den Zustand zurückzukehren, in dem man sich vor der Geburt befand...                                                  

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„Überdies ist der Weg zu den Himmlischen für die Seelen leichter, die sich zeitig von der Berührung mit menschlichen Dingen frei gemacht haben; sie haben noch nicht so viel Masse und Bodensatz. Ehe sie sich allzu tief in das Irdische einlebten, werden sie frei du können nun leichter zu ihrem Ursprung zurückkehren und, was ihnen vom Schmutz der Erde anklebt, geschwinder abstreifen. Nie ist großen Geistern ein langes Verweilen im Körper erwünscht; sie wünschen lebhaft, herauszukommen, auszubrechen; sie ertragen das Eingeschlossensein ungern, sie, die sich lieber aufwärts schwingen und von der Höhe auf das Treiben der Menschen herabschauen.

Was die höchste Stufe seiner Entwicklung erreicht hat, neigt sich rasch dem Ende zu.

Die vollkommene Tugend entzieht sich der Welt und was früher gereift ist, wartet nicht, bis die Nacht hereinbricht. Je heller ein Feuer aufflammt, desto früher erlischt es....“

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„Bekennst du aber, du habest durch ihn (deinen Sohn) große Freude gehabt, so mußt du dankbar sein für das, was dir vergönnt war, nicht klagen über das, was jetzt aufgehört hat.

„Aber dieser Gewinn hätte länger und größer sein können!" Doch ist es besser, als wenn du ihn gar nicht gehabt hättest; wenn man die Wahl hat, ob man kurze Zeit glücklich sein wolle oder gar nicht, so nimmt man doch lieber ein bald aufhörendes Glück als gar keines....“

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„Bedenke auch, dass es kein Beweis von Größe ist, im Glück sich stark zu erweisen, wenn im Leben alles günstig verläuft. Des Steuermanns Kunst erprobt sich nicht bei ruhigem Meer und bei günstigem Wind: etwas Widrigen muß sich zeigen, dann erst kann der Mut sich bewähren. Laß dich nicht niederbeugen, stehe fest; welche Last dir auch von oben auferlegt werden mag, trage sie nur; nur der erste Ansturm ist schreckhaft. Nichts ärgert das Geschick mehr als Gleichmut!“

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„Wieder und wieder muß unser Herz daran erinnert werden, daß alles, woran es hängt, von uns gehen wird, ja, daß es schon im Begriff ist, von uns zu gehen. Was das Geschick gegeben hat, besitze man mit dem Gedanken, man könne es jeden Augenblick verlieren.

Schöpft in vollen Zügen Freude aus dem Verkehr mit euren Kindern, solange ihr könnt und lasset andererseits eure Kinder sich eurer Liebe erfreuen; ergreifet jede Freude ohne Aufschub, ihr wisset nicht, ob die kommende Nacht – doch ich habe zuviel gesagt – ob die nächste Stunde eurer ist. Eilen muß man, im Rücken droht der Tod. Plötzlich zerstreut sich das Gefolge, plötzlich wird zum Aufbruch geblasen, und das bisherige Zusammenleben hört auf. Das ganze Leben ist ein allgemeinen Raub du eine beständige Flucht.

Und ihr Unglücklichen versteht nicht, auf der Flucht zu leben! Du trauerst darüber, daß dein Sohn starb: die Stunde, da er geboren wurde, ist schuld daran; bei seiner Geburt ward ihm der Tod bestimmt. Unter dieser Bedingung ward er dir gegeben; diesem Los ging er von Geburt an entgegen.

Wir stehen unter der harten, unbeugsamen Herrschaft des Schicksals und müssen nach dessen Willkür geduldig Verschuldetes und Unverschuldetes hinnehmen..... Das Schicksal ist eine launische, zügellose Herrin, die sich um ihre Sklaven nicht kümmert und die Strafen und Belohnungen am unrechten Orte austeilt“....

***

„Jedem wird das gehalten, was ihm versprochen worden ist; das Geschick geht seinen streng vorgezeichneten Weg; es fügt zu dem Festgesetzten nichts hinzu und nimmt auch nichts davon hinweg; alles Wünschen und Streben bist vergeblich...“

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"Betrachte den Kreislauf der Dinge, die immer wiederkehren, und du wirst erkennen, daß nichts in dieser Welt restlos vergeht, sondern dass alles im Wechsel schwindet und wieder wächst....“

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„Was liegt denn daran, wie bald du von hier weggehst, von wo du doch eines Tages weggehen mußt. Nicht lange zu leben sei unser Bestreben, sondern unser Leben zu erfüllen. Um lange zu leben, dazu brauchen wir die Hilfe des Schicksals, unser Leben zu erfüllen, ist Sache unseres Willens. Das Leben ist lang, wenn es erfüllt ist. Es wird erfüllt, wenn die Seele sich ihr Gut geschaffen und die Herrschaft über sich selbst gewonnen hat. Was haben für jenen seine in Untätigkeit verbrachten achtzig Jahre für einen Sinn? Er hat nicht wahrhaft gelebt, sondern sich nur im Leben aufgehalten; er ist nicht spät, sondern andauernd gestorben...Wir wollen uns, Lucilius, darum bemühen, daß unser Leben wie eine Kostbarkeit nicht viel Raum einnehme, doch viel wiege....“

***

Brüder am Meer

Foto: Barbara Peacock

 

Der für mich wichtigste Text kam von einer Freundin von Florian aus Irland:

We rely on those we love to be our sounding boards.
Their perceptions and opinions are part of what we love
When we lose our loved ones, we do not lose their interactions with us.
Instead, we are asked to listen more acutely for the guidance that they offer.
This guidance may come to us as memory.
It may come to us as intuition.
It may come to us as friends and strangers speaking to us in the tone of our lost love.
As we open our hearts to continued relationship with those who have passed on,
we find ourselves helped at many turns, protected in many ways.
Our loved ones continue to love us as we do them.
As we open our hearts and our minds to their continued love,
we are remembered by a sense of their presence.

Übersetzung:

Wir brauchen diejenigen, die wir lieben, als unsere Spiegel.
Ihre Gedanken und ihre Wahrnehmungen, sind Teil dessen, was wir lieben.
Wenn wir unsere Geliebten verlieren, verlieren wir nichts von dem, was uns mit ihnen verbunden hat.
Wir müssen jetzt nur genauer hinhören, um das, was sie uns sagen wollen, zu hören.
Diese Verbindung, der Kontakt zu ihnen kann als eine Erinnerung zu uns kommen;
Sie könnte eine Intuition sein, die wir plötzlich haben.
Sie könnte zu uns kommen, durch Freunde oder durch Fremde, die so zu uns sprechen, wie es der verlorene geliebte Mensch getan hat.
Während wir unsere Herzen der immer weiter bestehenden Beziehung zu denen, die weitergingen, öffnen, werden wir Hilfe verspüren an vielen Punkten unseres Lebens,
und uns beschützt fühlen auf vielfältige Art.
Unsere Lieben lieben uns weiter, so wie wir sie!
Wenn wir unsere Herzen und unsere Seele ihrer immerwährenden Liebe öffnen,
werden wir beschenkt mit dem Gefühl ihrer Anwesenheit.

 

Kann Traurigkeit leichter werden, oder kann man nur an ihr vorübergehen, ganz langsam? Ein Tag in strahlendem Sonnenschein und der Bläue des Himmels, im Schatten eines stolzen, dunklen Segels, über plätschernden Wellen, an neuen Küsten entlang, würde das nicht helfen, die Traurigkeit hinter sich zu lassen? - Für eine Weile, wenigstens für einen Tag....

Maria Dermount