Mag Land um Land
anwachsen zwischen uns, so muss doch dein
Herz in dem meinen bleiben, doppelt schlagend.
Und was ich tu und träume, schließt dich ein…

Elisabeth Barret Browning


Gedanken im Jahr Zwölf

Wenn alles gesagt ist?

 

„Lässt für die Sterblichen größeres Leid sich erdenken, als sterben zu sehen die Kinder?“

Euripides


Nun hat Florians Seite noch im „Jahr Zwölf“ das neue Gesicht erhalten, das ich mir schon so lange gewünscht habe und mit der Neugestaltung der Seite habe ich mir mit großer Hilfe und Unterstützung von Kat Stojanov diesen Wunsch erfüllt.

Inhaltlich habe ich keine Veränderungen, nur Korrekturen, vorgenommen.
Die Gedenkseite sollte ihre Authentizität behalten.

Ein paar letzte Gedanken auf der Schwelle in das „Jahr Dreizehn“:

"Wir stellen uns unser Leben linear vor, übersichtlich unterteilt in Anfang, Mitte und Ende. Kaum dass wir alt genug sind zu verstehen, was Reihenfolge ist, verlangen wir eine vollständige und schlüssige Reihenfolge der Ereignisse. Wir werden geboren, wachsen auf, bekommen, wenn wir Glück haben, Kinder. Kinder verstärken die Gradlinigkeit unseres Lebens mit ihren geraden Lebenslinien. Sie werden nur älter und größer. Darin sind sie gut. Wir altern; wir nähern uns unserem Ende. Alles fügt sich in unser Gesamtbild ein, jeder kleine Erfolg, jedes Versagen, das uns unterwegs passiert. Die Linie ist irreversibel: Die Zeit selbst...."

aus: Louise Doughty, „Was du liebst, gehört dir nicht"

Florians Tod hat die Zeit angehalten. Die Linie löste sich in Luft auf, und das Leben gefror zu einem Punkt, erstarrt an dem Tag, an dem Florian starb.
Alles andere, alles, was vorher und nachher mit mir geschah, rotierte um diesen einen Punkt. Alles, was vor seinem Tod geschah, hat ihn verursacht, alles was danach geschah, folgte daraus.

Wir erleben beim Tod eines geliebten Menschen einen einzigartigen, unaussprechlichen, nicht übertragbaren Augenblick. Wir werden uns für immer daran erinnern. Und dennoch ist das, was wir erlebten, die simple Banalität des Todes, mit der Menschen jeden Tag und in jeder Ecke unseres Planeten in Berührung kommen. Was uns so unglaublich und irreal erscheint, ist in Wirklichkeit nur die schreckliche Seite unseres Daseins, der verborgene Teil, mit dem wir schonungslos konfrontiert wurden und werden.
Die Trauer bleibt unser innerstes Thema, mit dem wir LEBEN lernen im Hier und Jetzt. Dazu brauchen wir die Kraft der vielen kleinen positiven Augenblicke und Reflektionen des Alltags. Und wir benötigen Demut und optimistische Gelassenheit.

Die Spuren, die unsere Kinder in unseren Herzen hinterlassen haben, sind tief eingegraben. Sie wirken auf besondere Weise nach Außen und reflektieren nicht nur unsere Sehnsucht und unseren Schmerz, denn gleichzeitig sind diese Spuren der Abdruck des unvergleichbaren Kunstwerks LEBEN, das sie unauslöschlich in uns und in allen, die sie berührten, hinterlassen haben.

Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass diese Spuren sichtbar bleiben und nicht zu schnell verwittern. Jede Würdigung unserer traurigen Arbeit gibt uns die Kraft des Tragens, der Pflege, dessen, was uns geblieben ist.


Ich danke allen, die mir in den zwölf Jahren ihre Empathie, ihren Respekt und auch ihre Zuneigung geschenkt haben an dieser Stelle von ganzem Herzen.
Sehr oft, wenn ich hoffnungslos war und der Himmel sich über mir dunkel zuzuziehen schien, kam eine Nachricht von „irgendwo da draußen“, die mich daran erinnerte, nicht alleine zu sein mit meinem Schmerz, meinen Ängsten und meiner Sehnsucht.

Mit meinem Blog, der eine Art der Weiterführung der Seite ist, hoffe ich einen kleinen Beitrag zur Trauer und zum Trost anderer Trauernder zu leisten. Für mich selbst ist das Suchen und Finden der Texte eine tägliche Meditation und Verbindung zu Florian.


Das Licht der Seele

Ich schließe die Augen
Und sehe das warme Licht,
das zwischen uns
entstanden ist –

ein Licht,
das nur die Seele sieht
und spürt

das mich lächeln
und vergessen lässt
dass ich Angst hatte,
es könnte erlöschen.

Hans Kruppa


Ich wünsche Ihnen, dass das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält, Sie auf Ihrem Weg weiterträgt und Sie behütet.

Gabriele Gérard
am 22.06.2012
4.374 Tage
625 Wochen
145 Monate
12 Jahre
nach Florians Tod!

Gabi und Florian

1995...